In unserer Reihe „Job Storys“ dreht sich alles um die Mitarbeiter:innen der Stiftung JOB. Denn sie sind es, die die Stiftung einzigartig und empfehlenswert machen. Weiter geht’s mit Melanie Maske und Lukas König, die seit sieben Jahren zusammen den Jugendclub in Beelitz leiten.
Auf dem Sofa sitzen ein paar Jugendliche und scrollen durch ihre Handys. Jemand dreht die Musik lauter, während in einer anderen Ecke leise Gespräche geführt werden. Im Nachbarraum stoßen Billardkugeln klackend aneinander. Wer von außen herein kommt, könnte meinen, hier treffen sich einfach nur Teenager zum Chillen – das stimmt auch, aber eben nicht nur. Denn hinter der lockeren Atmosphäre steckt viel pädagogische Arbeit. „Wir beschäftigen uns mit den Jugendlichen, egal ob sie gut oder schlecht drauf sind. Uns geht es darum, eine verlässliche Anlaufstelle zu sein“, erklärt Melanie Maske, die seit 11 Jahren als Sozialpädagogin im Jugendclub Beelitz arbeitet.
Eine Auszeit von Schule und Elternhaus
Für viele ist der Jugendclub wie ein zweites Zuhause. „Ein Mädchen begrüßt uns immer mit ‚Hallo Familie!‘“, erzählt die Sozialpädagogin. Dass sich die Jugendlichen wohlfühlen, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer langen Beziehungsarbeit. „Da die meisten nicht jeden Tag kommen, kann es bis zu einem Jahr dauern, bis eine erste sichere Basis geschaffen ist“, ergänzt Lukas König, der zum zweiköpfigen Team gehört.
Anders als in der Schule oder im Elternhaus, wo meistens klare Regeln und Leistungsanforderungen gelten, bietet der Jugendclub ein weniger reguliertes Umfeld. Die Jugendlichen lernen, miteinander zu verhandeln: Wer bestimmt, welche Musik läuft? Oder wer darf als nächstes kickern? Konflikte gehören dazu, sind aber auch Lernfelder. „Wir setzen viel auf Eigenverantwortung, unterstützen die Jugendlichen aber auch dabei, Lösungen selbst auszuhandeln“, sagt der gelernte Erzieher.
Was Jugendarbeit wirklich leistet
Dass hinter offener Jugendarbeit viel mehr steckt als zwanglose Freizeitbeschäftigung, ist für Außenstehende oft schwer zu erkennen. „Viele denken: Die spielen doch nur Karten“, sagt Melanie Maske. Doch während die Sozialpädagogin und der Erzieher mit den Jugendlichen Karten spielen oder einmal in der Woche etwas Gesundes kochen, führen sie gleichzeitig Gespräche über familiäre Probleme, Schulstress oder persönliche Krisen. „Wir haben 20 Ohren in 20 Richtungen und nehmen gleichzeitig Gruppenprozesse wahr“, beschreibt Melanie Maske ihre Arbeit.
Wenn es Problemen mit Jugendlichen gibt, gerät der Jugendclub auch mal in die Kritik. So geschehen im Herbst 2024, als in Beelitz eine Jugendgang durch gewalttätige Übergriffe auffiel und einige Stimmen den Jugendclub dafür mitverantwortlich machten. „Wir standen damals in engem Austausch mit dem Bürgermeister, der Polizei und den Streetworkern, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Unsere Aufgabe ist es, vor allem hier im Jugendclub mit den Jugendlichen zu arbeiten, ihnen zuzuhören und ihnen Alternativen zu Gewalt und Ausgrenzung aufzuzeigen“, erklärt Lukas König.
Auf Augenhöhe begleiten
Die Jugendlichen kommen freiwillig in den Club, weil sie sich angenommen fühlen und dort einen Raum haben, in dem sie sich ausprobieren können. Das Team begegnet ihnen auf Augenhöhe, spricht sie auf problematische Äußerungen oder Verhaltensweisen an und bleibt hartnäckig, auch wenn die Gespräche nicht sofort fruchten. „Wir können keine Gehirnwäsche machen, aber wir können Anstöße geben und zum Nachdenken anregen“, erklärt Melanie Maske. Wenn im Club rassistische Äußerungen fallen, greifen die beiden ein. „Wir sagen ganz klar, dass wir hier keinen Rassismus wollen. Und dann diskutieren wir darüber, warum das problematisch ist“, sagt die Sozialpädagogin. Manchmal führe das zur Einsicht, manchmal nicht.
Zwei Köpfe, ein Ziel
Melanie Maske und Lukas König arbeiten seit sieben Jahren zusammen. Sie sind ein eingespieltes Team: „Lukas ist der ruhende Pol, der mich runterholt, wenn ich mich über etwas aufrege“, beschreibt Melanie Maske die Dynamik zwischen den beiden. Lukas König ergänzt: „Melanie ist diejenige, die den Überblick behält, Projekte plant und das Büro organisiert. Ich bin eher praktisch veranlagt, aber natürlich übernehmen wir beide alle Aufgaben.“
„Mit der Zeit haben wir ein feines Gespür dafür entwickelt, wann der eine dem anderen den Vortritt lassen muss oder wann wir uns ergänzen“, erklärt Melanie Maske. Vor allem in schwierigen Situationen, wenn Konflikte eskalieren oder heikle Gespräche anstehen, verlassen sich die beiden aufeinander. „Ohne dieses blinde Vertrauen würde vieles nicht so gut funktionieren“, sagt die Sozialpädagogin.
Mit Herz und Haltung dabei
Was bringt zwei Menschen dazu, sich tagtäglich mit den Herausforderungen, Sorgen und manchmal auch Widerständen von Jugendlichen auseinanderzusetzen? Für Melanie Maske und Lukas König liegt die Antwort auf der Hand: Offene Jugendarbeit unterstützt junge Menschen – oft aus nicht privilegierten Familien – dabei, sich selbst noch einmal anders kennen zu lernen und zu entwickeln. Besonders berührend sind für sie die Momente, in denen sie Jahre später von ehemaligen Jugendlichen hören, welchen Einfluss die Zeit im Jugendclub auf sie hatte. „Manchmal kommt jemand vorbei und sagt: ‚Danke, dass ihr damals da wart. Ohne euch hätte ich es nicht geschafft.‘ Das ist die schönste Belohnung“, erzählt Melanie Maske.
Aber auch die kleinen Momente im Alltag zählen. Für Lukas König ist ein gelungener Tag, wenn er wenig Büroarbeit hat und viel Zeit mit den Jugendlichen verbringen kann – sei es beim Tischtennis, bei einer lockeren Partie Billard oder bei intensiven Gesprächen. Melanie Maske geht beschwingt nach Hause, wenn sie sieht, dass sich die Jugendlichen aktiv einbringen und zum Beispiel freiwillig aufräumen oder die Hecke im Garten selbst schneiden. „Dann wissen wir, dass wir sie erreicht haben und sie den Jugendclub wirklich als ihren Raum ansehen“, sagt sie.